Die Rauchmühle blickt auf eine sehr lange Geschichte zurück, geprägt durch den umsichtigen Weitblick der Generationen,
in welcher immer wichtigstes Ziel die Produktion von hochwertigem Mehl war – die wichtigste Zutat beim Kochen und Backen.
Es begann im Jahre …
Im Jahr 1809 versuchten die Tiroler, die bayerischen und französischen Besatzer aus dem Land zu vertreiben. Franz Rauch aus Kaunerberg, der Vater des Firmengründers, war unter der Schar Tiroler Bauern, die bei Pontlatz einen verwegenen Überfall auf die durchziehenden feindlichen Truppen unternahmen.
Er fiel im Kampf und hinterließ eine kinderreiche Familie. Der älteste Sohn, Anton, verließ das Tiroler Oberland, um Arbeit zu suchen.
Nach langer Wanderschaft fand er Anstellung in der Kindlmühle in Mühlau bei Innsbruck. Die Inhaber des Betriebes hatten keine Nachfolger und verkauften dem jungen Müller den Betrieb gegen Leibrente. Die Mühle am Bach in der Nähe der Kirche heißt seit dem Gründungsjahr 1831 „Rauchmühle“. Unter dem neuen Besitzer wuchs und gedieh der Betrieb. Die Wasserkraft des Mühlrades setzte der Leistung die Grenze.
Der Sohn des Gründers, Leopold Rauch, war von der modernen Technik begeistert. Auf der Weltausstellung in London sah er, dass es möglich ist, elektrische Energie über weite Entfernungen mit einem Starkstromkabel zu übertragen. 1888 ließ er mehrere hundert Meter von der Mühle entfernt ein Kraftwerk errichten, das den Betrieb mit Strom versorgte. So entstand die erste elektrische Kraftübertragung in Tirol. Das Elektrizitätswerk ist heute noch in Betrieb.
Download des Buches „Erstes Tiroler Elektrizitäts- und Kraftübertragungswerk“
Hier steht Ihnen ein Fachartikel von Werner Schuldes zur Geschichte des von der Rauchmühle errichteten, ersten Tiroler Elektrizitäts- und Kraftübertragungswerk zum Download zur Verfügung.
(Quelle: Strom in Wattens, Haymon Verlag Innsbruck-Wien 2010, Seite 30-35)
Nach einem verheerenden Brand 1892 wurde die Mühle als moderner Industriebetrieb wieder aufgebaut. Die vorhandene Stromversorgung ermöglichte eine Ausweitung der Produktion. Nicht mehr die Energie, sondern der Transport des Getreides von der Eisenbahn zur Mühle war jetzt der Engpass. Transportmittel war nämlich der Ochsenkarren.
Hier steht Ihnen ein Fachartikel für Sondengänger betreffend Plomben auf Mehlsäcken zum Download zur Verfügung.
(Quelle: Ramona Blecha, Veronika Gufler)
Wieder war es Leopold Rauch, der eine moderne Lösung fand. Zwischen der mit Dampflokomotiven betriebenen Hauptbahnlinie und der Rauchmühle wurde eine 1,2 km lange elektrische Lokalbahn gebaut. Es war dies die erste elektrische Eisenbahn Tirols. Für ihren Betrieb war die Errichtung eines zweiten E-Werks notwendig. Technisch auf dem letzten Stand war die Mühle immer ein Vorzeigebetrieb. Der Ausdruck „Kunstmühle“ stammt aus dieser Zeit und drückte aus, dass man maschinell modern eingerichtet war.
Hier steht Ihnen ein Fachartikel von Gerald Breitfuss zur elektrischen Werksbahn (1. Elektrische Eisenbahn Tirols) samt Fotos in der bestmöglichen Auflösung zum Download zur Verfügung.
(Quelle: Schmalspur 4-2003, Seite 10-17)
Kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges erlitt das Unternehmen durch den Einsturz der Mühle am 28. August 1914 einen schweren Schlag. Der Mühlbach hatte die Fundamente unterwaschen. Dieses Ereignis hatte sich durch Knistern im Gebäude und den Einsturz des nahegelegenen Kraftwerks angekündigt.
So war es einem Fotografen möglich, spektakuläre Aufnahmen von der Katastrophe zu machen. Mühle und Kraftwerk wurden größer und moderner wieder aufgebaut. Dieses Kraftwerk ist im damaligen Zustand heute noch in Betrieb. Neben der sehenswerten Maschinerie beherbergt es die Schausammlung der Rauchmühle.
Die drei Söhne des Leopold standen vor einer schweren Aufgabe. Trotz Not und Inflation entschlossen sie sich, einen Neubau in günstiger Verkehrslage an der Eisenbahn zu errichten. Vier Jahre lang wurde mit einer Notmühle gearbeitet. 1923 ging der Neubau an der Hallerstraße in Betrieb. Die Gebäude gelten heute als bemerkenswertes Beispiel für die Industriearchitektur der Zwischenkriegszeit. 1927 wurde dann der dringend benötigte Getreidesilo, der jetzt noch das Aussehen der Mühle prägt, errichtet.
Anfang der 1930iger Jahre geriet die in Salzburg ansässige Fisslthalermühle in große Zahlungsschwierigkeiten und ging schließlich in Konkurs.
Leopold Rauch junior kaufte den Betrieb aus der Konkursmasse und sanierte ihn.
Er und seine Nachkommen führten den als „Rauchmühle Salzburg“ bekannten Betrieb unter der Firmenbezeichnung „Leopold Rauch und Söhne“ unabhängig vom Innsbrucker Stammbetrieb weiter. Erst 1997 sollten die beiden Rauchmühlen Salzburg und Innsbruck wieder unter gemeinsame Führung kommen.
Anton Rauch, gleichnamiger Enkel des Firmengründers, war letzter Bürgermeister der Gemeinde Mühlau. An ihn erinnert heute noch die Anton-Rauch-Straße. Durch Eingemeindung wurde Mühlau 1938, im Todesjahr von Anton, Stadtteil von Innsbruck.
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges gab es nur noch wenige Mühlen in Tirol. Die Rauchmühle war für die Lebensmittelversorgung im Land von großer Bedeutung. Um im Falle eines Bombentreffers weiter produzieren zu können, wurde in Kirchbichl bei Wörgl eine Ausweichmühle errichtet. Sie wurde nie gebraucht, denn der Betrieb in Innsbruck ist von den Bomben verschont geblieben.
Bei Kriegsende war die Lebensmittelversorgung Tirols schlecht. Die Vorräte waren aufgebraucht, das Land durch Grenzen abgesperrt, die Eisenbahn zerstört. Eine in Kirchbichl angelegte Notreserve an Getreide ermöglichte es, die Tiroler Bevölkerung mit Mehl zu versorgen. Für diese Leistung ehrte das Land Tirol den damaligen Geschäftsführer DI Robert Rauch mit dem Goldenen Ehrenzeichen.
Die jahrzehntelange Abschottung des österreichischen Agrarmarktes und damit auch der Mühlen vom Ausland führte zu einer nicht marktkonformen Struktur der Mühlenwirtschaft. Die plötzliche Öffnung der Märkte am 1.1.1995 konfrontierte die Mühlenwirtschaft Österreichs mit großen Herausforderungen.
Die 1997 erfolgte Fusion der Rauchmühlen Salzburg und Innsbruck hat neue Dimensionen eröffnet und die Marktposition von Rauchmehl wesentlich verstärkt. Die Rauchmühle ist heute mit großem Abstand Marktführer in Westösterreich.